Club-Voltaire München

 

 

 

  "Schwabinger Krawalle"

Musik & Gespräch mit W. Kunkel,
M. Erber, S. Wunderlich, A. Loibl
 
 
 

Programm
aktuelle Veranstaltungen

02.05.2005
60er Jahre:
W. Kunkel, M. Erber, S. Wunderlich, A. Loibl:
"Schwabinger Krawalle"

10.05.2005
Arthur Cohn / Ch. Steinfelder:
"Bücher aus dem Feuer"

06.06.2005
Martin Löwenberg:
"60 Jahre widerspenstiger Widerstand"

13.06.2005
80/90er Jahre:
Ruth Rehmann
"Unterwegs in fremden Träumen"

20.06.2005
60. Geburtstag:
Tigris Seyfarth
"Der Mensch in seinem dumpfen Drang"

Archiv
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Die vier "Straßenmusikanten" vom Juni 1962:
Wolfram Kunkel, Sitka Wunderlich,
Rüdiger Herzfeldt und Mauko Erber

Leopoldstraße 1962: Wolfram Kunkel, Sitka Wunderlich, Rüdiger Herzfeldt, Michael Erber

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Zitat aus der Internetseite der Bayerischen Polizei www.polizei.bayern.de zur Gründung eines Psychologischen Dienstes am 1.Januar 1964 in München:

"Natürlich geschah die Gründung eines Psychologischen Dienstes weder zufällig noch willkürlich. Sie war auch keine Laune des Polizeipräsidenten, sondern die konsequente Folge von gesellschaftlichen Entwicklungen und Ereignissen der Nachkriegszeit. In den fünfziger und frühen sechziger Jahren war die Münchner Polizei mit einer Bürgerschaft konfrontiert, die sich ihrer freiheitlich-demokratischen Rechte zunehmend bewusst wurde. Das galt bereits für die alltägliche Begegnung mit Polizeibeamten auf der Straße und das galt in besonderem Maße für das Protest- und Demonstrationsgeschehen.

Das war nicht anders, als im Juni 1962 ein Gerangel mit der Polizei wegen der Auflösung einer Straßenmusik-Darbietung in einen mehrtägigen Massenaufruhr umschlug. Diese "Schwabinger Krawalle" machten der Polizeiführung endgültig klar, dass mit den Lehrbüchern und "Erfahrungen aus der Weimarer Zeit" (Haimerl) keine zeitgemäßen Einsatzkonzeptionen zu entwickeln waren. Die unbedingte, mit dem Polizeiknüppel vorgetragene Aufrechterhaltung der Ordnung führte nur zu neuer Unordnung "und der «Schlägerpolizist von Schwabing» geisterte jahrelang durch die Köpfe all derer, die glaubten, an der Polizei etwas aussetzen zu müssen." (Haimerl)

Die Erfahrungen mit dem "halbstarken" Gebaren einer sich emanzipierenden Jugend und parallel dazu die Erfahrungen im Straßenverkehr mit einer sich auf freier Fahrt für freie Bürger wähnenden Bevölkerung waren dann wohl auch ausschlaggebend für die Schaffung eines Psychologischen Dienstes bei der Münchner Polizei. Die Psychologie, so die Überlegung Manfred Schreibers, müsste doch Erkenntnisse bereit halten, die einer modernen Polizei helfen könnten, sich auf die veränderten Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland einzustellen:" Zitat Ende

Dies war nicht nur ein "Gerangel", sondern angesichts des Geschehens ein völlig überzogener, brutaler Einsatz, der die Hilflosigkeit und Willkür der Münchner Polizei deutlich zum Ausdruck brachte: Die berittenen Beamten galoppierten zwischen die friedlich in den Straßencafés sitzenden Menschen, zerstörten Mobiliar und verletzten Beteiligte und Unbeteiligte gleichermaßen, - zum Teil schwer. Die Konsequenz aus dem Desaster wurde als sogenannte Münchner Linie bekannt. Dies war eine der vielen politisch relevanten Auswirkungen der "Schwabinger Krawalle".

Die Gruppe von jungen Musikern, deren Spiel damals Auslöser der "Krawalle" war, machen auch heute noch Musik: Wolfram Kunkel, Balalaika und Drehleier, Sitka Wunderlich, Gitarre, Mauko Erber, Gitarre und Bassbalalaika. Ihr Freund, Arthur Loibl, Gitarre, kam erst später dazu. Wolfram Kunkel hat umfangreiches Material gesammelt, das er uns vorstellt. So werden die Vier nicht nur musizieren, sondern auch vom Juni 1962 erzählen. Die Schwabinger Krawalle sind als Vorläufer der Studenten- und Bürgerprotestbewegung Münchens in die deutsche Geschichte eingegangen.