Club-Voltaire München

 

 

 

  "Unterwegs in fremden Träumen"

Lesung & Gespräch mit Ruth Rehmann, Schriftstellerin
 
 
 

Programm
aktuelle Veranstaltungen

02.05.2005
60er Jahre:
W. Kunkel, M. Erber, S. Wunderlich, A. Loibl:
"Schwabinger Krawalle"

10.05.2005
Arthur Cohn / Ch. Steinfelder:
"Bücher aus dem Feuer"

06.06.2005
Martin Löwenberg:
"60 Jahre widerspenstiger Widerstand"

13.06.2005
80/90er Jahre:
Ruth Rehmann
"Unterwegs in fremden Träumen"

20.06.2005
60. Geburtstag:
Tigris Seyfarth
"Der Mensch in seinem dumpfen Drang"

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vergangene Veranstaltungen

 
 
 

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Vom 4.- 8. Oktober 1947 fand im noch ungeteilten Berlin der erste gesamtdeutsche Schriftstellerkongress nach dem Kriege statt. Es beteiligten sich etwa 250 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Ost und West. Aus dem mexikanischen Exil kam Anna Seghers, aus Moskau reiste u.a. Friedrich Wolf an. Die große Ricarda Huch erschien und Hans Mayer, der aus dem Schweizer Exil zurückgekehrt war. Ziel des Treffens war ein klares, eindeutiges Bekenntnis zur demokratischen Einheit Deutschlands. Es konnte nicht erreicht werden, weil die politische Entwicklung bereits eine andere Richtung eingeschlagen hatte. Wie dieses Scheitern vor sich ging und was in den ersten Nachkriegsjahren über die Zukunft Deutschlands geträumt, geplant, gestritten wurde, kommt in den Reden und Diskussionen der Schriftsteller zur Sprache.

Ruth Rehmann

1989 fährt Ruth Rehmann mehrere Male nach Ostberlin und sucht nach Dokumenten des ersten gesamtdeutschen Schriftstellerkongress, über den sie auf eigene Faust eine wissenschaftliche Aufarbeitung schreiben will. Da sie keinen Auftraggeber hat, bleiben ihr die Archive verschlossen. Doch als sie schon aufgeben will, öffnen sich in dem Wiedervereinigungswirren vom November 89 alle Türen.

Ruth Rehmann wollte wissen, über welche Themen die großen Auseinandersetzungen und Zerwürfnisse zwischen den Zurückgekommenen und den Dagebliebenen stattgefunden hatten. Sie machte eine erstaunliche Entdeckung: die Argumente von 1947 sind die gleichen wie 1989. Hatte sich über vierzig Jahre in den Köpfen der Menschen nichts geändert?

Ruth Rehmann, Jahrgang 1922, dokumentiert in ihren Romanen die deutsche Nachkriegsgeschichte. Sie ist einerseits scharfsichtige, analytische Beobachterin, andererseits am politischen Geschehen beteiligte Aktivistin der Friedens- und Ökologiebewegung. Ursprünglich wollte sie Musikerin werden, sie absolvierte ein Musikstudium für Geige in Berlin und Köln. Davor studierte sie noch Archäologie und Kunstgeschichte. Die Erfahrungen des Krieges bringen sie zum Schreiben, sie wird eines der jüngsten Mitglieder der "Gruppe 47".

Trotz ihres hohen Alters schreibt Ruth Rehmann noch täglich: "Solange ich kann, schreibe ich still vor mich hin..." Die Kriegswirren haben sie in den Chiemgau verschlagen, seitdem lebt sie dort. 2004 bekam sie den Oberbayerischen Kulturpreis. Sie liest aus ihren Arbeiten, die sich mit den politischen Auseinandersetzungen der letzten beiden Jahrzehnte beschäftigen.

U.a. erschienen die Romane "Der Mann auf der Kanzel" (1979), "Die Schwaigerin" (1987), "Unterwegs in fremden Träumen" (1993) und "Fremd in Cambridge" (1999).

Musikalische Begleitung: Michaela Dietl, Akkordeon und Gesang
und Stefan Kalmer, Geige