Club-Voltaire München

 

 

 

  2. Februar 2004: Zu Ideen und Lebenswerk des Anarchosozialisten Gustav Landauer

Lesung von Renate Börger & Achim Grauer
 
 

Programm
aktuelle Veranstaltungen

02.02.2004
R. Börger & A. Grauer:
"Der Anarchosozialist Gustav Landauer"

16.02.2004
Klaus von Gaffron:
"Unternehmen Kunst"

01.03.2004
Maxi Besold:
"Rosa Luxemburgs Kampf"

15.03.2004
Magdi Gohary:
"Irak - das Tor zur Hölle?"

05.04.2004
Walter Oberst:
"Was ist mit unserem Rundfunk los?"

19.04.2004
Monika Karlstetter:
"Die Karawane"

03.05.2004
Dr. Susanne Kinnebrock:
"Anita Augspurg"

17.05.2004
Christina Oberst-Hundt:
"Von Supermännern und Modells"

14.06.2004
Ulli Rahm:
"Ausfahrt ins Freie"

21.06.2004
Haydar Isik:
"Die Vernichtung von Dersim"

05.07.2004
Dr. Freya Eisner:
"Die USPD"

19.07.2004
Dr. Hans Woller:
"Deutsche Kriegsverbrechen in Italien"

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"Sozialismus und Freiheit müssen gebaut und geübt werden, sie können nicht geschaffen werden"

gestaltet von Renate Börger, Journalistin,
es liest Achim Grauer, Schauspieler


mp3-icon Vortrag: landauer.mp3, 52,48 Min, 48 MB

Gustav Landauer

Während der kurzen Münchner Räterepublik (1919) hatte er als Beauftragter für Volksaufklärung und Kultur eine Woche Zeit, für die Revolution zu begeistern und mit seinen kühnen Entwürfen zur Emanzipation des Menschlichen, des Potentiellen, des Individuellem im Gemeinschaftlichen Wurzeln in den Räten zu schlagen. Auch wenn dieser Kurzversuch ein jähes Ende und Landauer Opfer einer grausamen Mordes wurde: seine Ideen sprühen noch immer voller Hoffnung an die liebevolle Gestaltbarkeit menschlicher Verhältnisse und an die Kraft des Learning by doing, zum Beispiel in den Räten. Er kämpfte für Beziehungsverhältnisse statt Ausbeutungsverhältnisse, für schöpferische Arbeit in Liebe und Einfachheit, für Bereicherung in Wechselseitigkeit.

Aber er war auch ein scharfzüngiger Kritiker des marxistischen Sozialismus. Er belächelte den wissenschaftlichen Materialismus als lebensfremd konstruiert, er verabscheute alle Tendenzen zu zentralistischen Strukturen und Bürokratien als verantwortungslähmend. Den bürokratischen Apparaten und industriellen Großstrukturen stellte er das gemeindliche und genossenschaftliche Leben entgegen. Sein Konzept vom Individuum, dessen Entfaltung die Grundlage eines mannigfaltigen Gemeinwesens bildet, war dabei antireligiös, antikollektivistisch und äußerst anspruchsvoll, was die ständige Bildungsnotwendigkeit des Humanen betrifft. Der Mensch war für ihn gut genug angelegt, aber ein Wesen - ebenso wie die Revolution- das sich in permanenter Übung herauskristallisieren muss. Geschichte war für ihn - im Gegensatz zu Hegel und Marx - historisch unfestgelegt und - modern ausgedrückt- ein offener Prozess. Landauer gibt uns auf leidenschaftliche Art zu denken und zu debattieren! Nach der Lesung ist Gelegenheit dazu!