Club-Voltaire München 

 

 

 

  19. Mai 2003: "Wölfe im Paradies"

Szenen, Portraits und Dialoge aus Robert Hültners Roman
«Der Hüter der köstlichen Dinge»
 
 

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Bertram Verhaag: "Blue Eyed"

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"Krise der Theaterkritik?"

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19.05.2003
Lackermeier & Kupfer:
"Wölfe im Paradies"

02.06.2003
Rolf Pohle : "Mein Name ist Mensch"

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Konstantin Wecker:
"Tobe, zürne, misch Dich ein!"

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Livemittschnitt aus dem Club-Voltaire:
 übersteuerter Vortrags-Mitschnitt, realaudio, 1 Std. 34 min

            to topPresse

Ein Dorf in den Bergen Südwestfrankreichs während der Nazi-Herrschaft: Die meisten Bewohner von St. Etiènne-Vallongue sind eine eingeschworene Gemeinschaft im Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Doch im menschlichen Miteinander, im Lebenshunger und den verbissenen Zielen der Einheimischen bleibt der Krieg im Grunde außen vor. "Alles in allem kein schlechter Platz zum Leben", schreibt Robert Hültner in seinem Roman "Der Hüter der köstlichen Dinge". Querköpfe wie der wunderliche Numa, der gewitzte Kneipenwirt Baptiste und der eigensinnige Bauer Almir schlagen sich jeder auf seine Weise durch. Sie sind die Bewahrer der "köstlichen Dinge", von menschlichen Werten, die auch Verfolgten zum Schutz gereichen.

 
Die Lesung im Club-Voltaire: Matthias Kupfer und Barbara Lackermeier

Andere sind unfreiwillig in die Abgeschiedenheit gelangt, wie der desillusionierte österreichische Kabarettist Stritzel, der immer noch auf ein Telegramm von Präsident Roosevelt hofft - und der deutsche Soldat Johann Huck. Der ehrgeizige Gefreite will sich als Spion mit Heldentaten vom Makel seiner Herkunft befreien. Er gerät jedoch als Verletzter unter die Partisanen und lernt die Menschen, die er als Feinde betrachtete, von einer ganz anderen Seite kennen. Schließlich hilft er ihnen, ihr Paradies gegen die Eindringlinge zu verteidigen.

Robert Hültners in ebenso atmosphärisch-herber wie herzhafter Sprache geschriebener Roman fußt auf wahren Begebenheiten und authentischen Quellen über die französische Untergrundbewegung im Dritten Reich.

Fotonachweis:
Matthias Kupfer: Barbara Volkmer
Barbara Lackermeier: Ingrid Theis
Andreas Arnold und Andreas Koll: Montage: Andreas Koll

 

            to topDer Abend

Literatur - einmal anders. Nicht papieren, nicht weihevoll, nicht steif, sondern sinnlich, voller Vitalität und Musikalität. Wer Mörderisches Bayern, Hültners Krimi-Abend (mit Udo Wachtveitl, Hans Kriss und der Musik von Sebastiano Tramontana, Andreas Koll und Erwin Rehling) bereits erlebt hat, weiß, dass ihm in szenischen Lesungen von Robert Hültner Literatur auf neue, erfrischende Weise begegnet. Sie nähern sich dem, was gute Bücher in den Köpfen auslösen können: Phantasie, Imagination und Emotion. Der Abend macht Lust auf Geschichte und Geschichten, präsentiert Literatur lebendig und erlebbar. Dafür hat der Autor Dialoge, Szenen und Portraits aus seinem aktuellen Roman Der Hüter der köstlichen Dinge ausgewählt und bearbeitet, für die Andreas Koll ungewöhnliche, musikalisch-szenische Illustrationen komponiert hat. Die Auswahl bietet keine streng dramaturgische Einheit, sondern wirft Schlaglichter auf ein nahezu vergessenes Kapitel unserer scheinbar so lückenlos aufgearbeiteten jüngsten Geschichte. Sie macht neugierig, verführt - zum Lesen, zum Nachdenken. Der Abend ist ein Fest nicht nur für alle Literaturfreundinnen und -freunde, oder für jene Leserinnen und Leser, die Hültners Texte bereits kennen - auch nicht allein für die Liebhaber schräg-phantastischer Volksmusik. Er ist vor allem auch ein Fest für all jene, die sich dafür begeistern können, wie eine Schauspielerin und ein Schauspieler - ohne Hilfe aufwändiger Theatermittel - allein durch ihre Präsenz, mit Stimme und Körper einen Text erlebbar machen können.

 
Die Lesung im Club-Voltaire: Die Musiker Andi Arnold und Andreas Koll

Wölfe im Paradies? - "Wölfe" war während der Besetzung Frankreichs ein Synonym für die einfallenden Deutschen. Von "Paradies" sprachen in bitterer Ironie die in Südfrankreich auf ihre Ausreise wartenden Exilanten.
Dauer: 2 x ca. 40 Min.

 

to topDie Sprecher

Matthias Kupfer
Matthias Kupfer spielt seit 1992 am kleinen theater Landshut. Eine Stückauswahl aus ca. 30 Produktionen: Liebe Jelena Sergejewna von Ljudmila Rasumowskaja, Frank & Stein von Ken Campell, Ein Winter unterm Tisch von Roland Topor und Der Kontrabass von Patrick Süskind. Derzeit ist er als Arlequin in Das Spiel von Liebe und Zufall von Pierre C. de Marivaux zu sehen.

 
Die Lesung im Club-Voltaire: Matthias Kupfer

Lesungen der letzten Zeit: Drehbuchlesung Es soll Diamanten regnen mit Renan Demirkan und Konstantin Wecker, Du bist wie eine Hundehütte ... - ein Heinz-Erhardt-Abend, Drei Wochen nach dem Paradies von Israel Horovitz und Der Herr Karl von Helmut Qualtinger.

Daneben Arbeiten in Film und Fernsehen mit Haupt- und Episodenrollen, so zum Beispiel im Alle haben geschwiegen, Anwalt Abel, Die Kommissarin, Tatort und in der deutsch-australischen Co-Produktion Stranded in Wasteland.

Barbara Lackermeier
Die Landshuterin wandert zwischen der Freien Szene München und dem Ensemble des Südostbayerischen Städtetheaters. 2000 war sie als Liesl Karlstadt in der erfolgreichen Produktion Semmelnknödeln zu sehen. 2001 spielte sie die Sieglinde in Martin Sperrs Landshuter Erzählungen. Im Juni 2001 erhielt sie für ihr Solo Die da - Monolog einer Pennerin von Christiane Reiff den Anerkennungspreis, Bayerische Theatertage Ingolstadt.

 
Die Lesung im Club-Voltaire: Barbara Lackermeier

Daneben Auftritte in Film und Fernsehen (u. a. Café Meineid, Zwei Brüder, SOKO 5113).

Erste Regiearbeit: Die Reise nach Brasilien von Daniil Charms und eigene Lesung: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde mit Texten von K. Valentin, D. Asül, E. Meier, H. Grill bei KULTURmobil 2000. Ihr Talent zeigte sie als Kabarettistin und Sängerin in Host wos gsogt? (2001)

 

to topDie Musiker

Andi Arnold
Saxophon - Klarinette - Querflöte. In Sachsen geboren, in München aufgewachsen. Im zarten Alter von fünf Jahren fängt er mit Klavier und Orgel an, wechselt aber bald schon zum Saxophon.

Seit über 20 Jahren Saxophonist in verschiedenen Soul-Bands - derzeit Ecco di Lorenzo and his Innersoul. Mit vielen Big-Bands, u. a. dem International Glenn Miller Orchestra für sieben Jahre auf Tourneen durch Europa.

Musikalischer Begleiter von Liane Hielscher im One-Woman Musical Bubbe Meise und ihrem Chansonprogramm.

Seit 1994 Klezmer-Musiker (Klarinette) in verschiedenen Klezmer-Formationen, wie Shtetlmusikanten und Klezmorim.

Theatermusiker. Aufnahmen bei Fernsehen und Rundfunk. Zahlreiche Platten- und CD-Einspielungen.

Andreas Koll
Jahrgang 1956, geboren in Burghausen, aufgewachsen in Garching an der Alz. Magister für Volkskunde.

Musiker (Akkordeon, Sousaphon, Bariton-Saxophon), Komponist und Autor. Musikförderpreis der Stadt München, zahlreiche Konzerte im In- und Ausland.

Daneben: Zusammenarbeit mit Zoro Babel, Alexej Sagerer, Cornelie Müller, Robert Hültner - Filmmusik, Theaterproduktionen, Rundfunk. Mit Erwin Rehling und Zoro Babel Komponist und Mitglied des DIENSTLEISTUNGSORCHESTERs.

Seit 1998 für den TRIKONT Schallplattenverlag tätig als Herausgeber von CDs mit historischen Tonaufnahmen u. a. zur Münchner Volkssängerunterhaltung. 1999 komponierte er die Musik zum Kriminalprojekt Mörderisches Bayern von Robert Hültner. Sprecher: Udo Wachtveitl und Hans Kriss. Musik: Sebastiano Tramontana, Andreas Koll, Erwin Rehling. Er lebt in München. Spezialität: tief durchatmen. Tätig: seit etlichen Jahren.

 

to topDas Buch

... finden sich in diesem Roman Landschaftsbeschreibungen von einer poetischen Eindringlichkeit, die in der deutschen Gegenwartsliteratur ihresgleichen sucht. Robert Hültners bislang ambitioniertestes Buch - und wohl auch sein bestes -, ist ein bewegender, in nahezu altmeisterlicher Manier erzählter und zugleich sehr moderner Antikriegsroman.
[Ulrich Klenner, Bayerischer Rundfunk]

Vor dem Hintergrund wahrer Begebenheiten erzählt Robert Hültner in seinem Roman, Der Hüter der köstlichen Dinge, die Geschichte von drei jungen Männern, die sich - die einen auf Seiten der deutschen Besatzer, die anderen auf Seiten des Widerstands - in jenen Jahren gegenüberstanden. Einer von ihnen ist der Gefreite Johann Huck, der sich als Agent in die Widerstandsbewegung einschleusen lässt. Da er sich als Deserteur ausgegeben hat, wird er bei einer Familie in einem weltabgelegenen Gehöft untergebracht. Obwohl er sich zunächst innerlich dagegen wehrt, macht er immer mehr Erfahrungen, die seinen ursprünglichen Plan ins Wanken zu bringen drohen. Ein Zweiter ist der junge Steinmetz Leonhard aus dem bayerischen Kelheim, der als Gewerkschafter vor den Nazis nach Spanien flüchtete und nach dem Ende des Bürgerkriegs im Süden Frankreichs strandet. Dort findet er Unterschlupf bei einer Bauernfamilie. Schon bald schließt er sich der französischen Résistance an. Irgendwann trifft er auf seinen Landsmann Johann Huck, was beider Leben eine dramatische Wendung geben wird. Ein Dritter ist der sich als Taglöhner durchs Leben schlagende Sonderling Numa, der sich von der Welt zurückziehen will, schließlich aber doch von der Wirklichkeit des Krieges eingeholt wird. Nur einer dieser drei Männer wird überleben ... .

Der Hüter der köstlichen Dinge

Hültners Helden sind Personen, die ihren eigenen Regeln folgen, weil es die Regeln des Menschseins sind. Jeder Leser wird diese Wünsche nach den einfachen, sinnlichen Dingen wiedererkennen, die unabhängig von Macht und Gier jedem zur Verfügung stünden, wenn wir uns nicht fremdbestimmt am genauen Hinschauen hindern ließen. Ein Résistance-Roman, der dennoch das Heute genau so gültig widerspiegelt, wie die Zeit, in der er spielt. [Verlag]

Gerade die Liebe zum scheinbar Verborgenen ist es, die Hültner als großen Romancier ausweist.
[Leipziger Volkszeitung]

 

to topDer Autor

Der Schriftsteller Robert Hültner [*1950 in Inzell] wurde vor allem durch seine im Bayern der 1920er Jahre spielenden Kriminalromane bekannt, für die er bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem renommierten Friedrich-Glauser-Preis. Bevor sich der gelernte Schriftsetzer dem Schreiben zuwandte, war er Filmrestaurator, Regisseur von Kurzfilmen und Dokumentationen und tourte mit seinem Wanderkino durch kinolose Dörfer. Er lebt heute als Roman-, Drehbuch- und Theaterautor in München und Südfrankreich.

In seinen Romanen um den geradlinigen Münchner Inspektor Paul Kajetan (Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski, Walching und Die Godin) spürt er der sozialen und politischen Atmosphäre der 1920er Jahre nach. Er entwirft dabei ein Geschichtsbild, das die Schicksale der einfachen Leute zum Thema hat. Wegen seiner "bildhaften Sprache, die sich jeder Bayerntümelei enthält" (Frankfurter Rundschau) gilt er für die Kritik als "so etwas wie der Nachfolger von Oskar Maria Graf" (Süddeutsche Zeitung).

Auch in seinem neuen Roman Der Hüter der köstlichen Dinge, in dem er vom Schicksal deutscher Emigranten in Südfrankreich berichtet, stehen nicht prominente Exilanten wie Lion Feuchtwanger, Anna Seghers oder Alfred Döblin im Zentrum. Hültner erzählt vom Schicksal der vielen Unbekannten, die für ihren Widerstand gegen die Nazidiktatur ebenfalls einen hohen Preis zu zahlen hatten. Es ist ein bisher kaum beachtetes Kapitel der deutschen, aber auch der französischen Geschichte, von dem hier berichtet wird.

 

to topBibliographie

  • 1993 Walching (auch als BR-Hörspiel mit Friedrich von Thun, Bettina Redlich u.a. gesendet)
  • 1996 Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski (Deutscher Krimi-Preis 1996)
  • 1998 Die Godin (Deutscher Krimi-Preis 1998 und Friedrich-Glauser-Preis 1998)
  • 2000 Gipfeltreffen, Kettenkrimi, zusammen mit Ingrid Noll, Jürgen Alberts, Gisbert Haefs, Doris Gehrke u. a.
  • 2001 Der Hüter der köstlichen Dinge
  • 2002 Die sieben Todsünden, Anthologie, zusammen mit Friedrich Ani, Edith Kneifl, Maj Sjöwall u. a.
  • In Vorbereitung: Inspektor Kajetan und die Betrüger (Arbeitstitel; erscheint voraussichtlich Herbst 2003)

     

    to topMusik:

    Andreas Arnold [Sopran-Saxophon]
    Andreas Koll [Akkordeon, Taschenklarinette, Schlagwerk]

     

    to topKontakt:

    KulturBüro Maria Bruckbauer
    Niedermayerstraße 12
    D-84028 Landshut
    Tel. +49 (0)871-27 36 76
    Fax +49 (0)871-891 72
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